Die Kristalle der Steinzeitjäger
Schon vor 10000 Jahren zogen Steinzeitjäger durch die Tuxer Alpen. Die gewaltigen Gletscher der letzten großen Eiszeit hatten gerade erst die Täler freigegeben. Im Hochgebirge betraten die Pioniere des Mesolithikums eine Welt, die neu und unberührt war. Über Jöcher und Kare legten sie weite Strecken zurück – auf Wegen, die wir noch heute benutzen.
Ihr Ziel waren die Bergkristallklüfte am Südfuß des Olperers. Am Riepenkar auf 2800 Metern Höhe deckten sie sich mit dem Gold der Steinzeit ein: Bergkristalle von höchster Reinheit und Transparenz, die sie an Ort und Stelle zu Pfeilspitzen, Klingen, Kratzern und Messern verarbeiteten.
Der Bergkristall hat die Menschen aller Zeitalter durch seine wasserklare Schönheit fasziniert. Bis heute werden ihm Zauber- und Heilkräfte zugeschrieben. Für die Menschen der Steinzeit muss er von ungeheurem Wert gewesen sein. In einem Zeitalter, in dem man nur Feuerstein, Holz, Knochen und Horn kannte, waren Werkzeuge aus funkelndem Kristall eine Kostbarkeit von kultischem Wert. Jahrtausende lang bildete der Olperer das Zentrum der „Bergkristallstraße“.
Die Bergkristallwerkzeuge vom Riepenkar sind aus ungeahnten Tiefen der Geschichte zu uns gelangt. Sie reichen zurück in eine mythische Vorzeit, die vor mehr als 11000 Jahren begann: die Mittelsteinzeit. In dieser Epoche waren die Menschen Europas noch Jäger und Sammer. Zum Vergleich: Ötzi, dessen Mumie am Tisenjoch gefunden wurde, lebte vor etwa 5300 Jahren in der Jungsteinzeit. Er war bereits Bauer.
Erst im Jahr 2000 wurden die Kristalle der Steinzeitjäger am Riepenkar entdeckt. Über diese Sensation berichtete sogar das National Geographic Magazine.
Im 600 Jahre alten Jöchlhaus in Madseit, Tux, sind nun einige der schönsten Artefakte zu sehen.